Bauchspeicheldrüse-Info

Unser Immun­system - wichtig und wir­kungs­voll

Körper­eigene Abwehr für ein langes und gesundes Leben

Immer wieder werde ich im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit gefragt, welche Aufgaben und Wirkungsweisen unser Immunsystem hat und wie man es stärken kann, soll oder muss.

Welche Bedeutung haben Immun­therapien und sind sie sinnvoll?

Das Thema „Immunsystem“ gehört, wie so viele, die ich im Laufe der Zeit in unseren Magazinen aufgegriffen habe, nicht unbedingt zu meinem Aufgabengebiet und doch ist es ein immer wiederkehrendes Thema, das viele Betroffene in den Gruppen oder Beratungen interessiert. Da das Immunsystem ein sehr vielseitiges und kompliziertes Thema ist, habe ich mich entschlossen, es auf mehrere Magazine zu verteilen - lesen Sie heute den ersten Teil.

Das Immunsystem ist sehr komplex, eine Vielzahl von Zellen und Eiweißstoffen beteiligen sich daran, Krankheitserreger wie z. B. Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten oder andere körperfremde Stoffe abzuwehren und allgemein alle Vorgänge im Körper zu überwachen. Nur eine gut funktionierende, körpereigene Abwehr ist die Garantie für ein langes und gesundes Leben.
Unser Körper hat ein Immunsystem, das zu den größten und schwersten Organen gehört, es wiegt bei einem erwachsenen Menschen ca. zwei Kilogramm und hat auch keinen bestimmten Platz in unserem Körper. Das Immunsystem findet man verteilt im Blut, im Lymphsystem, in den Geweben und Organen sowie in der Haut.

Das Knochenmark ist die Produktionsstätte der weißen Blutkörperchen. Thymus, Milz, Mandeln und Darm sind Orte, an denen die Abwehrzellen auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Die Lymphknoten sind Kontrollposten und Orte, in denen die  Bakterien vernichtet werden.

Noch im Mutterleib bildet sich das Immunsystem aus. Sobald ein Mensch geboren wird, kommt das Immunsystem zum ersten Mal mit Krankheitserregern in Berührung. Durch das Blut der Mutter hat das Baby anfänglich noch viele Schutzfaktoren, doch ist seine eigene Abwehr bereits entwickelt.

Millionen verschiedener körpereigener Antikörper (Eiweißstoffe) machen in unserem Körper unterschiedlichste Krankheitserreger sichtbar für die Immunabwehr. Spezielle Immunzellen (die sogenannten T-Zellen) sind die Aufpasser. Sie erkennen die fremden, gefährlichen Eindringlinge und organisieren mit den anderen Bestandteilen des Immunsystems den eigentlichen Abwehrvorgang. Sogenannte Killerzellen und Fresszellen beseitigen schließlich die krankmachenden Mikroben.

Ohne Immunsystem würde ein neugeborener Mensch nur wenige Tage überleben. Durch alle Körperöffnungen sowie beim Atmen, Essen, Trinken und durch jeden Kratzer in der Haut würden Mikroorganismen in den Körper eindringen.
Viele Mikroorganismen sind harmlos, manche helfen ihren menschlichen Wirten sogar bei der Verdauung, aber einige würden in ihrem Bestreben, sich schnell zu vermehren, den Körper töten, der ihnen Nahrung und Lebensraum gibt.

Wir verdanken unserem Immunsystem sehr viel. Ohne würde uns ein einfacher Husten umbringen. Wir können z. B. Salat, Joghurt und Fleisch essen, ohne dass wir krank werden. Verletzungen, die zwangsläufig im Laufe eines Lebens entstehen, überstehen wir oftmals unbeschadet.

Kein System ist perfekt und es können fatale Fehler entstehen, die dadurch Schaden anrichten können. So kommt es vor, dass das Immun- system das eigene Körpergewebe angreift und so entsteht eine Autoimmunerkrankung mit der Bildung von Antikörpern gegen eigene Körperbestandteile. Bekannte Formen sind z. B. Rheuma (Gelenke), Multiple  Sklerose (Nerven) oder Diabetes (Inselzellen) und auch die autoimmunbedingte Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Bis heute kennt man noch nicht alle Vorgänge des Immunsystems und doch werden wir immer wieder mit interessanten und neuen Erkennt- nissen aus der Forschung versorgt, die auch zu neuen medizinischen Therapien führen (Immuntherapie).
Ob und wie eine Krankheit ausbricht oder verläuft, dafür ist meist die Leistungsfähigkeit des Immunsystems zuständig. Es laufen ständig viele Vorgänge im Körper ab, von denen wir kaum etwas mitbekommen, wenn unsere Abwehr, das Immunsystem, intakt ist. Wenn dagegen die immunologische Schutzfunktion nicht gut arbeitet oder gar gestört ist, werden wir krank. Dies geschieht, wenn unser Immunsystem durch andere Krankheiten z. B. Grippe, Medikamente oder andere Einflüsse geschwächt ist, oder wenn Krankheitserreger stärker sind und sich schnell vermehren.

Unser Immunsystem erkennt und bekämpft auch Krebszellen und doch gelingt es einigen Zellen, den Abwehrmechanismus zu überlisten oder ihm gar zu entkommen. Was dazu führen kann, dass Krebs entsteht.

Der menschliche Körper hat eine ganze Reihe an Schutzfaktoren entwickelt, mit denen er in der Lage ist, Krankheitserreger abzuwehren, wie z. B.:

  • Haut und Schleimhäute, die als schützende Barriere dienen.
  • Viele Enzyme in Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit oder die Säure im Magen töten eindringende Krankheitserreger ab.
  • Auch die Spülung der Harnorgane hat eine ähnliche Wirkung.

Sollte es Krankheitskeimen gelungen sein, in unseren Körper einzudringen, schützt uns ein gut wirksames Abwehrsystem vor dem Krankwerden. Wichtig ist, dass unser Immunsystem diese Erreger als „fremd“, sie gehören nicht zum eigenen Körper, erkennt und sie zerstört. Was fremd ist und nicht zu uns gehört, lernt das Immunsystem bereits vor der Geburt. Stoffe, die während des Lebens von außen mit unserem Körper in Kontakt kommen, werden als fremd angesehen. Als Folge zeigen sich Entzündungsreaktionen wie vermehrte Durch- blutung (Rötung), Schmerz, Schwellung und Überwärmung. Auch Fieber kann auftreten. Diese Reaktionen bezeichnet man als Immunantwort.

Wichtige Bestandteile des Immunsystems

Leukozyten (weiße Blutzellen) sind die Zellen des Immunsystems. Diese werden im Knochenmark gebildet. Im lymphatischen Gewebe, das aus Lymphknoten, Milz, Thymus und Mandeln besteht, bekommen sie ihre „Ausbildung“. Sie zirkulieren anschließend im Blut oder wandern ins Gewebe, wo sie eine Art Wächterfunktion übernehmen. Es gibt verschiedene Unterarten von Leukozyten.

Granulozyten bilden die ersten Abwehrwellen gegen Bakterien und sind die häufigste Art der weißen Blutzellen. Sie sind in der Lage, die Blutbahn zu verlassen, ins Gewebe einzuwandern und sich an Entzündungsreaktionen zu beteiligen und damit die Parasiten und Krankheitserreger zu eliminieren.

Lymphozyten haben eine wichtige Rolle bei der erworbenen, spezifischen Abwehr. Sie werden in zwei Gruppen, die T- und B-Lymphozyten unterschieden.

B-Lymphozyten (B-Zellen) befinden sich überwiegend in der Milz und in den Lymphknoten. Sie spielen für die Bildung von spezifischen Antikörpern, mit denen fremde Strukturen erkannt werden, eine wichtige Rolle. Diese sind auch für die Entstehung von Allergien oder Auto-  immunerkrankungen verantwortlich (Fehlverhalten).

T-Lymphozyten (T-Zellen) sind vor allem für die Organisation der Abwehr zuständig. Über Botenstoffe senden sie Nachrichten an Fress- zellen, B-Lymphozyten und weitere an die Immunabwehr beteiligten Zellen. T-Zellen werden angeregt, aktiv zu werden. T-Zellen werden in weitere Untergruppen anhand ihrer Aufgaben und Funktionen unterschieden. T-Helfer-Zellen, T-Suppressor und (zytotoxische) T-Killer-Zellen, diese sind auch für die Krebsabwehr zuständig und werden bei der Immuntherapie eingesetzt.

Neben den Granulozyten und Lymphozyten gibt es auch noch die Monozyten. Bei den Monozyten handelt es sich um sehr große Zellen, die sich zu sogenannten Makrophagen entwickeln, wenn sie die Blutbahn verlassen und ins Gewebe wandern. Granulozyten und Monozyten haben die Fähigkeit, Bakterien und andere Mikroorganismen, Zelltrümmer und sonstige Partikel in sich aufzunehmen und diese anschließend aufzulösen und/oder zu speichern. Diese Zellen (Phagozyten) nennt man Fresszellen.

Zwei Systeme - eine Aufgabe

Angeborenes Immunsystem

Angeborenes Immunsystem ist das unspezifische Abwehrsystem und das erste Schutzschild des Körpers. Granulozyten und Makrophagen gehören zum angeborenen Immunsystem. Es wird durch keimtötende Gewebestoffe, sogenannte antimikrobielle Peptide oder spaltende Enzyme (z. B. im Speichel) unterstützt. Dieser Teil unseres Immunsystems begleitet uns seit der Geburt und erledigt 90 % der Aufgaben bei der Abwehr. Dieser Teil arbeitet jedoch mit einer beschränkten Auswahl an Erkennungsmustern für fremde Organismen und kann sich nicht an neue oder wiederkehrende Situationen anpassen. Um diese Lücken kümmert sich das erworbene Immunsystem.

Erworbenes Immunsystem

Erworbenes Immunsystem hat eine maßgeschneiderte und gezielte Abwehr für jeden beliebigen Fremdkörper und für jeden neu entstandenen Erreger. Die spezialisierten Lymphozyten spielen dabei eine zentrale Rolle. Der Körper verfügt über eine riesengroße Bibliothek von Lymphozyten, deren Oberflächenstrukturen unterschiedlich sind. Sie erkennen Strukturen von Eindringlingen (sogenannte Antigene), so dass immer einige Lymphozyten zu körperfremden Stoffen passen und bei Bedarf aktiviert werden. Außerdem werden noch die für jeden Erreger passenden Antikörper zur Beschleunigung oder Beseitigung hergestellt.
Es gibt Lymphozyten, die das „Gedächtnis“ des Immunsystems sind (sogenannte dendritische Zellen). Kamen sie einmal mit einem bestimmten Antigen in Berührung, dann können sie sich ein Leben lang daran erinnern. Bei einem erneuten Kontakt leiten sie sofort Abwehrmaßnahmen ein.

Sie alle kennen Masern. Wer diese Krankheit einmal hatte, bekommt sie in der Regel kein zweites Mal mehr, weil bei einer wiederholten Ansteckung die Immunantwort schon vorbereitet ist und die Masernviren viel schneller und wirkungsvoller vernichtet werden können. Diese Art von erneuter Abwehr bezeichnet man als „man ist immun“ gegen die Erkrankung. Eine Impfung gegen Masern ist also eine Art Schulung des Immunsystems mit relativ harmlosen Erreger-Versionen und man bereitet so wirkungsvolle Immunität gegen die Erkrankung vor.

Das erworbene Immunsystem braucht Zeit, erst müssen sich die Lymphozyten vermehren und ausreichend gerüstet sein, um Angreifer zu zerstören oder unschädlich zu machen. Bis dahin hält das angeborene Immunsystem die Stellung und übernimmt die Aufgabe.

Katharina Stang und Mechthild Maiß

Quellenangabe:
www.allergieinformationsdienst.de
Buch „Krieg in unserem Körper“ von Gabriele Kautzmann

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