Bauchspeicheldrüse-Info

Tumormarker CA 19-9

Immer wieder werden wir bei Beratungen und Gruppentreffen gefragt:

  • Was sind Tumormarker?
  • Sind sie wichtig?
  • Welche Bedeutung haben sie?

Wir von TEB empfehlen unseren Betroffenen (wenn der Tumormarker angezeigt wird), dass er zur besseren Kontrolle des Krankheitsbildes jeden Monat gezogen werden sollte. Wir wissen, dass wir hier die Auffassung mancher Ärzte nicht teilen.
Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass Betroffene und ihre Angehörigen selbst darauf achten, ob der Tumormarker steigt, gleich bleibt oder sich auf und ab bewegt. Doch dazu muss er jeden Monat gezogen werden, was leider nicht immer gemacht wird.
Oftmals bekommen Betroffene die Antwort, dass die Kosten für die Blutentnahme zu hoch seien und nicht von der Kasse übernommen würden. Deshalb zahlen sie die Kosten oft aus eigener Tasche.
Viele Betroffene berichten uns, dass es ihnen keine Angst macht - wie manche Ärzte behaupten - zu erfahren, wo der Tumormarker steht. Sie haben vielmehr Angst davor, dass man vielleicht den Anstieg nicht merkt und ihr behandelnder Onkologe nicht rechtzeitig eingreifen und eventuell die Chemotherapie ändern kann. Sie haben Angst, dass dadurch wertvolle Zeit verloren geht.

Bei Tumormarkern sind die gemessenen Werte stark abhängig vom verwendeten Testkit des jeweiligen Labors.

Wir können darüber diskutieren, ob jeder Betroffene damit umgehen kann und das Ergebnis seines aktuellen Tumormarkers wissen muss, dennoch sind wir der Meinung, dass der Tumormarker sinnvoll und wichtig ist. Es ist eine Tatsache, dass der Tumormarker oftmals schneller anspringt als bildgebende Verfahren und damit früher auf eventuelle Rezidive oder Metastasen hinweist. Die regelmäßige Kontrolle des Tumormarkers CA 19/9 (für das Pankreaskarzinom) wurde in die S3-Leitlinien aufgenommen.

Tumormarker

Über die Bedeutung und den Wert von Tumormarkern herrschen bei den Betroffenen oft große Unsicherheiten und auch Missverständnisse. Deshalb soll nachfolgend geklärt werden, was Tumormarker eigentlich sind und welche Bedeutung ihnen zukommt.

Messbare Substanzen

Tumormarker sind messbare Substanzen im Blut, Urin oder Gewebe, meist Proteine, Peptide usw., die bei Krebserkrankungen in erhöhter Konzentration auftreten können. Diese Substanzen werden entweder vom Krebs selbst oder vom Körper als Reaktion auf eine Krebserkrankung gebildet. Erhöhte Werte von Tumormarkern können sich jedoch auch, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, bei anderen Erkrankungen, beispielsweise Entzündungen, ergeben, so dass die Ableitung einer Diagnose aus erhöhten Werten von Tumormarkern nicht möglich ist. Man spricht hier von einer geringen Spezifität (= Zielsicherheit).
Dennoch sind Tumormarker zur Verlaufskontrolle, für die Beurteilung einer Krebstherapie und bei der Beurteilung von Rückfällen (Rezidiven) von wichtiger Bedeutung. Ein weiterer Vorteil der Tumormarker besteht darin, dass sie einen Tumor oder ein Rezidiv viel früher anzeigen können als die Bildgebung. Einige Tumormarker, z. B. Calcitonin, PSA, AFP, haben eine relativ hohe Organspezifität (= Hinweis auf Tumor im bestimmten Organ), bei anderen Tumormarkern ist diese Organspezifität jedoch geringer (z. B. CA 19-9). Der für unsere Betroffenen maßgebliche Tumormarker CA 19-9 ist weder tumor- noch organspezifisch, tritt also als erhöhter Wert auch bei Entzündungen oder anderen Krebsarten auf (Leberkarzinom, Gallenwegskarzinom, Magenkarzinom usw.).
Insofern gibt es bei Tumormarkern einerseits falsche „positive“ Befunde (Erhöhung durch Entzündungen, Zellschädigung durch Bestrahlung oder Chemotherapie, verlangsamter Stoffwechsel bei Niereninsuffizienz, Leberfunktionsstörung) wie auch falsche „negative“ Befunde (Synthese blockiert bei Lewis -a/b negativen Personen, ungenügende Sezernierung, Tumormasse zu gering usw.). Die Bestimmung von Tumormarkern ist deshalb nur ein Baustein innerhalb der Diagnose, und die Bewertung der Werte eines Tumormarkers sollte immer im Kontext von klinischer Untersuchung, Bildgebung (Ultraschall, CT, MRT) und anderen Laborwerten erfolgen. Es gibt allerdings neuere Tumormarker, die zwar nicht organspezifisch, aber sehr tumorspezifisch sind. Sie können eventuell ergänzend herangezogen werden.

Die Bestimmung der jeweiligen Tumormarker ist aber ergänzend erforderlich, wenn sich beispielsweise ein klinischer oder bildgebender Verdacht auf eine Krebserkrankung  ergibt, sowie vor, während und nach einer Tumortherapie (Operation, Bestrahlung, Chemotherapie) bzw. zur Verlaufskontrolle. Gerade während einer Chemotherapie kann der Tumormarker den entscheidenden Hinweis liefern, ob diese Chemotherapie erfolgreich ist (Tumormarker fällt ab) oder eventuell erfolglos (Tumormarker steigt an), und deshalb gewechselt werden sollte. Insofern sollte während einer Chemotherapie immer in regelmäßigen Abständen der Tumormarker bestimmt werden, um erforderlichenfalls rechtzeitig bei Versagen der bisherigen Therapie die Chemotherapie wechseln zu können.
Die Sensitivität (= Empfindlichkeit) des Tumormarkers CA 19-9 liegt zwischen 70 – 95 % bei einer dia- gnostischen Spezifität (= Zielsicherheit) von 70-90 %. Es besteht jedoch keine direkte Korrelation der CA 19-9 Konzentration zur Tumormasse.
Bei Tumormarkern sind die gemessenen Werte stark abhängig vom verwendeten Testkit des jeweiligen Labors. Problematisch wird dies, wenn im Rahmen der Verlaufskontrolle unterschiedliche Labors mit anderen Testkits herangezogen werden. Man sollte deshalb immer darauf achten, dass möglichst immer gleiche Labors mit vergleichbaren Testkits die Werte bestimmen.

Weiterentwicklung von Tumormarkern

Neben Tumormarkern wird mittlerweile auch Gendiagnostik eingesetzt. Wenn ein Tumor bestimmte Gene zeigt (z. B. HER 2 Gen bei Brustkrebs), ist das für Verlauf und Therapiewahl von entscheidender Bedeutung. Außerdem arbeitet die Wissenschaft intensiv an der Weiterentwicklung von Tumormarkern. Auf „Liquid Biopsy“, die blutbasierte Nukleinsäureanalytik zum Nachweis von Tumorzellen bzw. Tumor-DNA im Blut usw. sei hier nur verwiesen. Allerdings sind diese Verfahren bisher rein experimentell.


Joachim Horcher

Beispiele

Der Tumormarker steigt

Wenn der Tumormarker steigt, unbedingt mit dem Onkologen sprechen, eventuell muss die Chemo geändert werden.

Der Tumormarker geht rauf und runter

Hier kann eine Entzündung im Körper vorliegen oder eine Erkältung, Tumormarker ist auch ein Entzündungsmarker.

Tumormarker bleibt gleich

Hier greift die Chemo, in der Regel wird diese nicht geändert.

Tumormarker wurde nicht regelmäßig gemessen

Leider sehen wir bei TEB oftmals einen hohen Anstieg der Tumormarker, können aber nicht sagen, wann er angestiegen ist, weil er nicht regelmäßig gemessen wurde.

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