Bauchspeicheldrüse-Info

Immuntherapie

Eine normale Stärkung des Immunsystems reicht nicht immer aus

Was ist eine Immuntherapie?

Den ersten und zweiten Teil haben wir Ihnen bereits im Magazin 19 und 20 vorgestellt. Nun wollen wir Ihnen den dritten und letzten Teil präsentieren.
Als wir uns entschlossen hatten, über das Thema Immunsystem zu schreiben, wussten wir nicht, was auf uns zukommt, wie schwierig und umfangreich dieses Thema überhaupt ist. Wir sind stolz, dass wir Ihnen unsere Informationen vermitteln können. Wir gehen davon aus, dass alle drei Berichte eine wertvolle Lektüre für Sie sind und Sie dadurch einiges neues über das Immunsystem erfahren können. Frau Maiss und ich danken auch Frau Dr. Susanne Berthold für ihre wertvolle fachliche Unterstützung.

Immer wieder wird uns die Frage gestellt: „Warum hat bei mir das Immunsystem versagt?“ Doch das ist nicht nur eine wichtige Frage von Betroffenen, sondern auch die Krebsforscher und Ärzte beschäftigen sich mit dieser Frage. Man weiß heute, dass unser Immunsystem nicht grundsätzlich machtlos gegenüber den Krebszellen ist. Es kann sie erkennen und vernichten.

Tumorzellen können allerdings Mechanismen entwickeln, um sich der Abwehr zu entziehen - sie verstecken sich. Eine normale Stärkung des Immunsystems reicht daher nicht aus, um sich vor Krebs zu schützen oder den Krebs zu bekämpfen.
Durch jahrelange Forschung verstehen die Wissenschaftler die Wechselwirkungen zwischen Immunsystem und Krebsentstehung immer besser. Sie versuchen, die fehlende Immunreaktion auf Krebszellen künstlich zu erzeugen mit der Hoffnung, durch gezielte immunologische Therapien das Wachstum des Tumors zu bremsen oder sogar ganz aufhalten zu können. Je mehr über die Mechanismen der Abwehr bekannt ist, desto gezielter kann man gegen den Krebs kämpfen.

Die Immuntherapie wird meistens erst dann eingesetzt, wenn die klassischen Behandlungen wie Operation, Chemotherapie und Bestrahlung nicht erfolgreich waren.
Wie erfolgreich eine Immuntherapie ist, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel verlängert die Immuntherapie bei einem metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkrebs die Lebenszeit des Betroffenen durchschnittlich um mehrere Monate.
Auch beim fortgeschrittenen Schwarzen Hautkrebs beträgt die Überlebenszeit mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Jahre.
Allerdings spricht immer nur ein Teil der Betroffenen auf die Immuntherapie an, denn auch die gleiche Krebsform variiert von Betroffenem zu Betroffenem, da jeder seinen eigenen Krebs hat.

Welche Immuntherapien sind schon anerkannt und werden heute schon angewendet?

Immuntherapie mit Zytokinen

Zytokine sind Eiweißstoffe und körpereigene Botenstoffe des Immunsystems, die unter anderem die Aktivität der Immunantwort regulieren. Als Medikamente werden sie künstlich hergestellt und wirken eher allgemein auf das Immunsystem als gegen eine bestimmte Krebserkrankung.
Mit Hilfe des Zytokin Interleukin-2 lässt sich beispielsweise die Aktivität des Immunsystems ankurbeln. Das Zytokin Interferon wiederum bremst das Wachstum und die Teilung von Zellen - das funktioniert auch bei Krebszellen.
Der Nachteil gegenüber neueren Methoden ist allerdings, dass die Zytokine nicht zielgerichtet wirken und nur bei wenigen Tumorarten erfolgreich sind.

Immuntherapie mit monoklonalen Antikörpern

Antikörper sind Y-förmige Eiweißmoleküle, die normalerweise vom Immunsystem (B-Zellen) gebildet werden und sich passgenau an spezifische Oberflächenstrukturen einer Zelle (sogenannte Antigene) setzen. Monoklonale Antikörper werden künstlich hergestellt und als immunonkologische Medikamente direkt eingesetzt. Wenn sich die Antikörper z. B. an den Tumor heften, machen sie den Tumor so für das Immunsystem sichtbar, um diesen dann besser zerstören zu können. Außerdem lassen sich mit ihnen zielgerichtet Zellgifte oder radioaktive Substanzen zu den Krebszellen schicken, sodass diese dadurch zu Grunde gehen.
Außerdem gibt es noch weitere Anwendungsmethoden für diese monoklonalen Antikörper. Sie hemmen bestimmte Signalwege, die für das Wachstum des Tumors wichtig sind. Oder sie unterbinden die Bildung von Blutgefäßen, die den Tumor versorgen. Für einige Krebstypen war die Entwicklung einer Immuntherapie mithilfe von monoklonalen Anti- körpern bereits erfolgreich.
Allerdings funktioniert die Immuntherapie durch monoklonale Antikörper nur bei Tumoren, die sehr spezifische Oberflächenmerkmale besitzen, die bei gesunden Zellen nicht oder kaum vorkommen. Auch wenn der Tumor nur schlecht mit Blutgefäßen versorgt oder sehr groß ist, schlägt die Behandlung schlecht an, da nicht genügend Antikörper ans Ziel gelangen.

Immuntherapie mit Checkpoint- Hemmer

In den letzten Jahren wurden Antikörper entwickelt, die sich gezielt gegen eine Art „Bremse" im Immunsystem richten: Die Kontrollpunkte „Checkpoints" verhindern normalerweise eine überschießende Reaktion des Immunsystems gegen eigene, gesunde  Zellen, sogenannte Autoimmunreaktionen. Manche Tumore  aktivieren gezielt solche „Immun-Checkpoints“, sodass Immunzellen, die den Tumor eigentlich erkennen und bekämpfen könnten, dadurch stark geschwächt werden. Sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren oder Checkpoint-Hemmer wirken dem entgegen: Sie verhindern die Unterdrückung der Immunantwort und bewirken so, dass das Immunsystem den Tumor verstärkt angreift.

Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen

Inzwischen sind mehrere solcher Medikamente zur Krebstherapie zugelassen. Ein Beispiel ist ein Antikörper, der zur Behandlung von Betroffenen mit fortgeschrittenem Schwarzem Hautkrebs eingesetzt wird. Weitere Krebsarten, für die es bereits zugelassene Checkpoint-Inhibitoren gibt, sind unter anderem Lungenkrebs, Blasenkrebs, Nierenzellkrebs und das Hodgkin-Lymphom.Immun-Checkpoint-Hemmer sind bisher überwiegend zur Behandlung von Betroffenen mit fortgeschrittener Erkrankung zugelassen. Sie wirken nur bei einem Teil der Betroffenen - wenn sich allerdings eine Wirkung zeigt, dann kann diese lange anhalten. Weitere Checkpoint-Hemmer und ihre Wirkung bei anderen Krebsarten werden noch in klinischen Studien untersucht.
Diese Therapie kann aber auch Nebenwirkungen hervorrufen, die der Symptomatik von Autoimmunerkrankungen ähneln. Dazu zählen z. B. die Entzündungen von Organen und Hormondrüsen, wie Lunge, Darm, Leber, Nieren, Schilddrüse wie auch der Hirnanhangdrüse und der Nebennieren. Es kann auch zu Reizungen und Entzündungen der Haut und anderer Organe kommen.

Immuntherapie mit therapetischen Krebsimpfungen

Anders als bei Impfungen, die vorbeugend vor Krebs schützen, wie z. B. die virale HPV-Impfung, sollen therapeutische Krebsimpfungen mit Tumorvakzinen (Tumorimpfstoffe) gegen bereits vorhandene Tumore wirken. Mit verschiedenen Methoden versucht man dem Immunsystem beizubringen, die Krebszellen selbst zu erkennen und dann zu bekämpfen. Wichtig sind dabei die sogenannten Tumorantigene, die typisch für die Krebszellen sind. Auf solche Antigene soll das Immunsystem angesetzt werden und die Zellen vernichten, die die Tumormerkmale tragen. Geimpft werden dabei entweder Teile von Krebszellen oder von außerhalb vom Körper veränderte Immunzellen. Diese Zellen sollen dann den Tumor bekämpfen und/oder weitere Immunzellen aktivieren. Leider sind die meisten dieser Ansätze bisher experimentell und kein Standard in der Krebstherapie. 

Immuntherapie mit im Labor veränderten Immunzellen

Hier werden vor allem die T-Zellen des Immunsystems verwendet. Da diese sowieso hauptsächlich beim  Kampf gegen Krebs aktiv sind, versucht man, diese Zellen durch verschiedene Maßnahmen außerhalb des Körpers zu optimieren. Dies ist also zunächst keine aktive Immunisierung, sondern ein passives Verfahren: Betroffene erhalten in der Regel ihre eigenen, aber außerhalb des Körpers zusätzlich aktivierten Immunzellen zurück.

Die Immunzellen werden im Labor vermehrt und dabei tumorspezifische T-Zellen angereichert. Oder die T-Zellen werden gentechnisch so verändert, dass sie bestimmte Tumorantigene erkennen können. Dann bezeichnet man sie als CAR-T-Zellen (T-Zellen mit chimärem  Antigenrezeptor).

Bisher wird dieses Verfahren hauptsächlich für Betroffene mit bestimmten Leukämien und Lymphomen eingesetzt, bei denen andere Therapien nicht ausreichend gewirkt haben. Das Verfahren ist sehr aufwendig. Hinzu kommt: Viele Betroffene entwickeln starke Nebenwirkungen und müssen sorgfältig überwacht werden. Die Behandlung wird daher nur an spezialisierten Zentren in Deutschland durchgeführt. Ob CAR-T. Zellen auch bei anderen Tumorarten wirken, wird derzeit noch in frühen klinischen Studien geprüft.

Gibt es eine Immuntherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Die Immuntherapie beim Pankreaskarzinom ist im Anfangsstadium, es wird intensiv daran geforscht. Die Behandlung erfolgt somit aktuell ausschließlich innerhalb von klinischen Studien.
Behandlungen mit Immuntherapien sollten immer mit dem Onkologen eingehend besprochen oder in klinischen Studien angewendet werden. Dabei sollte auf den Microsatelliteninstabilitätstest hingewiesen und dieser ggf. durchgeführt werden.

Mechthild Maiss / Katharina Stang

Quellenangabe:
www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/impfen-gegen-krebs.php

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