Bauchspeicheldrüse-Info

Augen­erkran­kungen bei Diabetes

Augen­erkran­kungen in Zusammen­hang mit Diabetes sind sehr vielfältig

Wie schon im letzten Magazin greifen wir wieder ein Thema auf, das eine Folgeerkrankung des Diabetes beschreibt. Viele unserer Betroffenen leiden als Folge von Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, insbesonders bei Krebs, an einem Diabetes  Typ 3 c. Wir wissen, dass Folgeschäden wie z. B. Netzhautschäden am Auge in Folge von Diabetes auftreten können. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Typ 1, 2 oder 3 c handelt. Das veranlasst mich, einen Artikel über Netzhautschäden durch Dia- betes zu schreiben.

Die Aufgabe der Netzhaut ist die Licht­wahrnehmung

Die Netzhaut (Retina) ist die innere Schicht des Augapfels und besteht aus Nervengewebe. Sie reicht vom Rand der Pupille bis zur Austrittsstelle des Sehnervs. Sie teilt sich in zwei Abschnitte – der vordere Abschnitt überzieht die Rückseite der Iris und den Strahlenkörper. Er ist durch das Fehlen von Fotorezeptoren lichtunempfindlich. Der hintere Abschnitt kleidet den kompletten Augenhintergrund aus und besitzt lichtempfindliche Fotorezeptoren. Der Übergang ist ein kleiner Spalt, hat die Form einer gezackten Linie und wird als Ora serrata bezeichnet. Die beiden Abschnitte sind nur an zwei Stellen miteinander verwachsen und zwar im Bereich der Ora serrata und im Bereich der Austrittsstelle des Sehnervs.

Die Aufgabe der Netzhaut ist die Lichtwahrnehmung, d. h. sie registriert die Lichtimpulse, die ins Auge eindringen, und wandelt sie in elektrische Signale um. Diese werden über den Sehnerv ins Gehirn geleitet, wo sie dann entsprechend verarbeitet werden. Die Stelle der Netzhaut, an der die Lichtstrahlen gebündelt werden, nennt man Makula (Gelber Fleck). Mit den Sehzellen (Zäpfchen) der Makula können wir scharf, zentriert, farbig sowie räumlich und in verschiedenen Entfernungen sehen. Dieser Bereich ist zwar nur sehr klein (2 %), ist aber für die Lesefähigkeit unerlässlich. Der restliche Bereich, etwa 98 % der Netzhaut (Stäbchen), unterscheidet hell und dunkel, ermöglicht dadurch das Nachtsehen und nimmt außerdem ständig das ganze periphere Blickfeld auf. Dieser große Sehbereich ist zwar verschwommen, hat aber eine hohe zeitliche Auflösung und kann dadurch Bewegungen sehr schnell wahrnehmen.

Das zentrale und das periphere (bewusste oder unbewusste) Sehen ergänzen sich in der Regel. Wird der Blick bewusst auf einen Gegenstand gelenkt, fokussiert das Auge automatisch und wir sehen scharf. Gleichzeitig scannt das Auge aber auch unbewusst das Seitenblickfeld. Erkennt das periphere Blickfeld eine Gefahr oder etwas Interessantes, so schaltet das Gehirn das zentrale Sehen ein, dadurch wird das Sehen als Einheit erst möglich. Raum und Perspektive können erfasst, hell und dunkel unterschieden sowie Farben und Bewegungen erkannt werden.

Augenerkrankungen in Zusammenhang mit Diabetes sind sehr vielfältig. Nicht nur Veränderungen der kleinen Blutgefäße der Netzhaut (Retinopathie) und des gelben Flecks (Makulopathie), sondern auch Entzündungen an Ober- und Unterlid sowie grauer Star (Linsentrübung, Katarakt) werden häufig beobachtet. Außerdem können Gefäß-Aussackungen (Aneurysmen), Netzhaut-Einblutungen oder Netzhautinfarkte (Cotton-Wool-Herde) sowie Ablagerungen von Fetten in der Netzhaut (Harte Exsudate) sichtbar sein. Auch können Veränderungen des Augeninnendrucks zum grünen Star führen und es kann eine Beeinträchtigung aller Nerven, die an der Funktion des Auges beteiligt sind, auftreten.

Bei den diabetesbedingten Netzhauterkrankungen unterscheiden die Mediziner zwei Stadien der Erkrankung. Die nicht proliferative diabetische Retinopathie ist das Anfangsstadium, das heißt, dass in diesem Stadium noch keine neuen Netzhautgefäße gebildet werden. Das Gewebe im Auge ist jedoch schon mangelhaft durchblutet und die Netzhautzellen erhalten dadurch zu wenig Sauerstoff. Der Augenarzt kann bei der Untersuchung die typische strukturelle Veränderung der Netzhaut sehen. In der Regel bemerkt der Betroffene noch keine Symptome, allerdings berichten manche Betroffene über Gesichtsfeldausfälle durch die Einblutung in die Netzhaut oder auch eine Verschlechterung der Sehkraft.

Das nächste Stadium ist die proliferative diabetische Retinopathie. Der Körper versucht den Sauerstoffmangel in der Netzhaut durch die Bildung neuer Blutgefäße in den Glaskörpern auszugleichen. Da diese aber sehr instabil sind, neigen sie dazu einzureißen oder zu platzen. Die Folge sind dann Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut und häufige Einblutungen. Solche neuen Gefäße können sich aber auch in der Regenbogenhaut oder um die Einmündungsstelle des Sehnervs in die Netzhaut bilden. Die proliferative Retinopathie ist eine ernste Gefahr für das Augenlicht. Die meist eingeschränkte Sehkraft kann ganz ver- loren gehen und eine vollkommene Erblindung ist die Folge.

Neben diesen beiden Stadien der Retinopathie gibt es noch eine Sonderform der Erkrankung, die Makulo- pathie. Bei dieser Erkrankung wird die Netzhaut überwiegend im Bereich des schärfsten Sehens, der Makula,geschädigt. Es bilden sich neue krankhafte Gefäße, aus denen Flüssigkeit austritt. Dadurch entsteht das sogenannte diabetische Makulaödem, das zu einer großen Verminderung der Sehschärfe führen kann. Die Betroffenen haben große Schwierigkeiten z. B. beim Lesen oder Autofahren. Sie bemerken die Netzhautschäden in der Regel erst im fortgeschrittenen Stadium. Neben dem anfänglichen Ermüden der Augen können Kopfschmerzen, Augenflimmern sowie Lesestörungen auftreten.

Weitere Folgen sind dunkle oder rote Schleier im Gesichtsfeld sowie das verschwommene oder unscharfe Sehen.

Betroffene mit Diabetes sollten sich regelmäßig auf Netzhautveränderungen untersuchen lassen, da eine rechtzeitige Diagnose vor der Erblindung schützen kann. Sind eine oder mehrere zusätzliche Risikofaktoren wie Rauchen, langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel, Bluthochdruck oder schon eine Nierenschädigung durch Diabetes vorhanden, sollte der Zeitraum der Kontrollen verkürzt werden.

Wenn bei einer Kontrolluntersuchung eine Erkrankung festgestellt worden ist, gibt es verschiedene Behandlungsmethoden, um die Erblindung aufzuhalten.
Je nach Krankheitsstadium unterscheiden sich die Therapiemöglichkeiten, wobei vor allem zwei Behandlungsmöglichkeiten den Zustand stabilisieren, den Verlust der Sehkraft verlangsamen oder bestenfalls eine Verbesserung der Sehkraft erzielen können.

Im Anfangsstadium der Retinopathie kann eine Lasertherapie (Laserkoagulation) die Erkrankung stoppen und ein Sehverlust verhindert werden. In diversen Sitzungen über mehrere Wochen werden mit einem Laser unter lokaler Betäubung gezielt Narben an der krankhaft veränderten Netzhaut verursacht. Dadurch wird der Gesamtsauerstoffbedarf der Netzhaut reduziert und dem gesunden Bereich der Netzhaut steht mehr Sauerstoff zur Verfügung.

Diese Behandlung kommt allerdings nur für die Netzhautbereiche außerhalb des Bereichs des schärfsten Sehens, also jenseits der Makula, infrage, da die gesunden Gefäße durch den Laser auch zerstört werden können. Die Lasertherapie kann zwar eine drohende Erblindung verhindern, aber sie hat auch Nebenwirkungen. Es können Sehstörungen in der Dunkelheit (Nachtblindheit) oder auch Einschränkungen des Gesichtsfeldes auftreten und nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen bleibt die vorherige Sehstärke erhalten. Außerdem kann es zu Wassereinlagerungen in der Netzhaut kommen (Netzhautödem). Sollte die Lasertherapie aber nicht anschlagen, kann eventuell ein Kortison, das gefäßabdichtend und damit gegen die Schwellung wirkt, gespritzt werden. Die Kortison-Injektionen können das Risiko für den Grauen und Grünen Star (Katarakt und Glaukom) erhöhen.

Was hat Diabetes mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu tun?

Wenn aber bereits schwere Komplikationen wie Netzhautablösung oder eine Glaskörpereinblutung eingetreten sind, kann der Betroffene nur durch eine operative Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie) vor der Erblindung bewahrt werden. Der fast vollständig aus Wasser bestehende Glaskörper wird unter lokaler Betäubung entfernt. Der entstandene Hohlraum wird dann mit einer Flüssigkeit oder einem Gas aufgefüllt. Durch diesen Eingriff kann allerdings das Risiko, am Grauen Star zu erkranken, erhöht sein.

Wenn es bei Betroffenen der diabetischen Makulopathie zu einer Einschränkung der Sehkraft durch ein Makulaödem kommt, kann dieses mithilfe von intravitrealen Injektionen behandelt werden. Dabei spritzt der Arzt ein Arzneimittel mit VEGF-Hemmern in das Auge, die das Wachstum der krankhaften Blutgefäße verhindern sollen. Diese Injektionen können den Betroffenen bei einer konsequenten Behandlung dazu verhelfen, ihr Sehvermögen zu erhalten und eine weitere Verschlechterung zu verzögern. In manchen Fällen bessert sich durch die Behandlung mit einem VEGF-Hemmer die Sehleistung sogar. Diese Behandlungen sind in der Regel kaum schmerzhaft. Wie häufig und in  welchen Abständen der Betroffene diese Injektion benötigt, wird anhand des Krankheitsbilds vom  Augenarzt entschieden.

Aber was kann der Betroffene selber tun, um eine Augenerkrankung zu verhindern oder zu verlangsamen?

  • Für einen Diabetiker ist es wichtig, regelmäßig zur Kontrolluntersuchung der Augen zu gehen.
  • Wenn keine Schäden an der Netzhaut festgestellt werden, wird für Betroffene mit einem geringen Risiko für Netzhautschäden eine Kontrolle im Abstand von 2 Jahren empfohlen.
  • Wenn ein erhöhtes Risiko besteht, sollte die Untersuchung jährlich erfolgen.
  • Haus– und Augenarzt beurteilen, wie hoch das Risiko für eine Augenerkrankung ist. Sollte schon eine Schädigung der Netzhaut sichtbar sein, werden die Kontrolluntersuchungen in kürzeren Abständen empfohlen.
  • Wichtig ist für die Betroffenen ebenfalls die Behandlung von Risikofaktoren, um eine zunehmende Schädigung der Netzhaut zu verhindern.
  • Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen ein erhöhter Blutdruck und erhöhte Blutfettwerte sowie der erhöhte Blutzucker.
  • Außerdem sollten die Betroffenen möglichst auf Alkohol und Nikotin verzichten, da auch diese Genussmittel die Gefäße schädigen können.
  • Eine gesunde Ernährung sowie viel Bewegung können ebenfalls dazu beitragen, diese Folgeerkrankung des Diabetes möglichst lange hinauszuschieben.

Mechthild Maiss

www.netdoktor.de/krankheiten/diabetes-mellitus/diabetische-retinopathie
www.diabinfo.de/leben/folgeerkrankungen/augen.html

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